Fremdkapitalquote – Definition und Berechnung
Was ist die Fremdkapitalquote?
Die Fremdkapitalquote ist eine zentrale betriebswirtschaftliche Kennzahl, die den Anteil des Fremdkapitals am gesamten Kapital eines Unternehmens angibt. Sie zeigt, in welchem Masse ein Unternehmen auf Fremdfinanzierungen angewiesen ist und somit Rückzahlungsverpflichtungen gegenüber Kreditgebern hat. Die Fremdkapitalquote wird häufig in Verbindung mit der Eigenkapitalquote und dem Verschuldungsgrad verwendet, um die finanzielle Stabilität und Unabhängigkeit eines Unternehmens zu bewerten.
Was ist Fremdkapital?
Das Fremdkapital setzt sich aus externen Finanzmitteln zusammen, die in der Bilanz auf der Passivseite erscheinen. Es umfasst kurz-, mittel- und langfristige Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigern, die keinen Einfluss auf die Unternehmensentscheidungen haben, sondern primär an der Rückzahlung und Zinszahlungen interessiert sind. Typische Fremdkapitalposten umfassen:
- Rückstellungen für Altersversorgung und Steuern
- Passive Rechnungsabgrenzungsposten
- Verbindlichkeiten gegenüber Banken
- Lieferantenverbindlichkeiten
- Anzahlungen für zukünftige Leistungen
- Sonstige Verbindlichkeiten und Schulden
Wie berechnet man die Fremdkapitalquote?
Die Fremdkapitalquote wird in Prozent angegeben und ergibt sich, indem das Fremdkapital durch das Gesamtkapital geteilt und das Ergebnis mit 100 multipliziert wird.
Beispielrechnung: Eine Muster-GmbH verfügt über ein Fremdkapital von 149.000 CHF (z. B. Darlehen und offene Rechnungen) und ein Eigenkapital von 209.000 CHF (z. B. gezeichnetes Kapital und Rücklagen), was zu einem Gesamtkapital von 358.000 CHF führt. Die Fremdkapitalquote ergibt sich dann zu rund 41,62 %. Dies deutet auf eine ausgewogene Kapitalstruktur hin, bei der die Schulden einen moderaten Anteil am Gesamtkapital ausmachen.
Wie interpretiert man die Fremdkapitalquote?
Eine hohe Fremdkapitalquote zeigt, dass das Unternehmen stark von Fremdfinanzierungen abhängig ist. Dies kann die Ertragslage und Liquidität des Unternehmens belasten, da regelmässige Zahlungen für Zins und Tilgung erforderlich sind. Wenn das Unternehmen Einsparungen vornehmen muss, um die Zahlungsfähigkeit zu sichern, können auch Personal- und Betriebsausgaben betroffen sein.
Für kleine und mittlere Unternehmen gilt eine Fremdkapitalquote von maximal 50 % als sinnvoll. Bei Grossunternehmen und Konzernen kann eine Fremdkapitalquote von bis zu 70 % vertretbar sein. Die Interpretation dieser Quote ist jedoch stark abhängig von der Branche, Unternehmensgrösse und Rechtsform.
Fremdkapitalquote vs. Verschuldungsgrad
Während die Fremdkapitalquote das Verhältnis von Fremdkapital zum Gesamtkapital beschreibt, stellt der Verschuldungsgrad das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital dar. Ein Verschuldungsgrad über 100 % deutet auf eine relativ hohe Verschuldung im Vergleich zum Eigenkapital hin und zeigt somit eine grössere Abhängigkeit von Fremdkapitalgebern an.
Beispiel: Wenn die Muster-GmbH 149.000 CHF Fremdkapital und 209.000 CHF Eigenkapital besitzt, liegt der Verschuldungsgrad bei etwa 71,29 %. Dies bedeutet, dass die Schulden einen wesentlichen Teil der Finanzierung des Unternehmens ausmachen.
Was ist der Leverage-Effekt?
Der Leverage-Effekt beschreibt, wie Unternehmen durch gezielte Aufnahme von Fremdkapital ihre Eigenkapitalrendite erhöhen können. Dies funktioniert jedoch nur, wenn die Investitionsrenditen die Kosten des Fremdkapitals übersteigen.
Dieser Effekt birgt ein Risiko: Eine hohe Fremdkapitalquote kann die Eigenkapitalrendite steigern, wird jedoch von Banken und Gläubigern oft kritisch betrachtet, da eine hohe Verschuldung das Insolvenzrisiko erhöht. Unternehmen mit einer hohen Fremdkapitalquote müssen häufig erschwerte Kreditbedingungen akzeptieren oder können Kredite überhaupt nicht erhalten.